Lichte Aquarelle und Fundstücke
vom Dach
vom Dach
Hermann Rentsch und Jörn Michael zeigen ihre Werke
[...] Von Idylle ist bei Jörn Michael nichts zu spüren. Seine Landschaft ist bedrohlich rot gefärbt, Baumkrüppel warten vergeblich auf den Frühling. Der Clown hält sich die Hände vors Gesicht, sogar ihm ist das Lachen vergangen. Der freischaffende Künstler aus Buchholz, Jahrgang 1975, kratzt an der Oberfläche und verlässt die Gleise, bevor sie eingefahren sind. Er experimentiert mit Farbe, Form und Material und überrascht mit seinen Ergebnissen stets aufs Neue. Die Bilder sind abstrakt expressiv und konstruktiv, laut und leise, explosiv und minimalistisch. Dabei hat er stets einen Blick für Strukturen. Er holt sie aus Farbschichten heraus, findet sie auf Blech: Jörn Michael hat einige seiner schönen Fundstücke gerahmt und ins »Erzhammer«-Treppenhaus gehängt. Auch ver- rostete Nägel sind ihm viel zu schade für den Abfall. Er fügt sie zu Clowngesichtern: Das eine lacht, das andere weint. Es kommt eben darauf an, wie sich der Nagel krümmt.
Jeannine Helbig
Freie Presse 25.2.2004